Dr. Carl Körner

    Rede Dr. Carl Körner, Kulturzentrum der Stadt Bonn-Hardtberg, 2002

    Seit mehr als 30 Jahren lässt die Farbe Ernst-Martin Heel nicht mehr los. Seit mehr als 30 Jahren drängt ihn sein künstlerisches Grundempfinden zur Gestaltung. Es ist dies im wahrsten Sinne Malerei als Lebensaufgabe. Es ist dann nicht verwunderlich, wenn sich über einen solch langen Zeitraum eine entsprechende künstlerische Entwicklung nachweisen lässt.Von der mehr kompakten, plastisch erscheinenden Form lässt sich ein allmählicher Übergang zur flächig orientierten Bildorganisation nachvollziehen. Die sehr dynamische Handschrift – die Faktur des Künstlers – ist überall nachzuvollziehen und lädt geradezu ein, der einzelnen Arbeitsspur nachzugehen und die eben genannten Verschmelzungen vor Ort zu erleben, die Überlagerungen zu entdecken, deren räumlicher Wirkung nachzuspüren und die durch Bearbeitung entstandenen faszinierenden Strukturen im Bild nicht nur zu sehen, sondern wirklich wahrzunehmen und das heißt unter anderem auch, sich den Empfindungsqualitäten der in längeren Prozessen entstandenen Bilder von Ernst-Martin Heel zu öffnen.

    Untersucht man das Formrepertoire näher, so wird man immer wieder ein kreisartiges Element finden. Formal ist dieses Kompositionselement aber vielgestaltig. Inhaltlich ist dieses „Drehelement“, wie es Heel, nennt multiinterpretabel und damit je nach Bildzusammenhang offen für die Interpretation. So hat es gemäß seiner dynamischen Entstehung stets mit Leben zu tun und kann geradezu symbolisch für Blüte stehen oder Strudel aber auch Bazille oder Bakterie, die als einzelliger Mikroorganismus als Form eingebettet ist in die Bildkomposition und so kann mühelos die Interpretation von der Gegenüberstellung von Mikrokosmos und Makrokosmos nachvollzogen werden. Es ergibt sich bei dieser Bildlogik dann fast von selbst, dass sich Spannungen ergeben, die im Bild als kraftvolle, manchmal auch destruktiv wirkende Partien mit solchen lyrischer oder fast poetischer Ausstrahlung kontrastieren … Die dominanten großen Formen werden in den Gemälden hinterfangen von zahlreichen kleinen Bildflächen, quasi Bildern im Bild, also Mikrokosmos im Makrokosmos der Bildkomposition.

    Über den Inhalten darf aber keinesfalls die ästhetische Erscheinung der Bildstrukturen des Künstlers Heel vergessen werden und wer sich darauf einlässt, wird einen Reichtum von Formen und Farbnuancen entdecken, die zur intensiven optischen Auseinandersetzung reizen und deren Erleben empfohlen sei.

    Dr. Carl Körner, Ausstellungseröffnung, Kulturzentrum Bonn-Hardtberg, Bonn, 2002